„Spannend wird es im nächsten Jahr“
Als Hartmut Brasch mit seinem Striegel durch den Sommerweizen fährt, schauen die Berufskollegen ganz genau hin.
Weyhe (tb). Große Unterschiede hinsichtlich der Bestandsentwicklung waren nicht zu erkennen auf der 2,3 Hektar großen FINKA-Fläche von Ackerbauer Jan Wiertzema in Weyhe.
Während ein Hektar des Winterweizens betriebsüblich konventionell bewirtschaftet wird, verzichtet der Landwirt im Rahmen des FINKA-Projekts im Bundesprogramm Biologische Vielfalt auf den verbleibenden 1,3 Hektar auf Insektizide und Herbizide. Erkenntnisse aus dem ersten Projektjahr stellten die Akteure nun auf einem Feldtag vor.
Im Vergleich zur konventionell bewirtschafteten Fläche ließ sich feststellen, dass sich unter anderem Kamille als Beikraut im unbehandelten Weizen ausgebreitet hat. „Wie sich die Erträge unterscheiden, wird man nach der Ernte im Juli sehen“, erklärte FINKA-Projektbetreuer Hans Tüllmann. Aussagen zur Insektenpopulation in den beiden Beständen konnten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht getroffen werden. „Spannend wird es jetzt im dritten und dem kommenden Jahr“, versprach Tüllmann.
Dr. Iris Schaper von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen rundete den Feldtag mit einem Vortrag über die Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie ab. Die Reduzierung chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 25 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2015/16 bis 2020/21 ist Bestandteil des Niedersächsischen Weges. Die Landwirtschaftskammer arbeitet aktuell an einem Konzept zur Umsetzung. Dr. Schaper zeigte einige Maßnahmen zur Reduzierung auf und sorgte damit für einige Diskussionen unter den rund 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Effekt einer Pflanzenschutzmaßnahme sei umso bedeutender, je größer der Anbauumfang einer Kultur ist. Beim Mais beispielsweise, der in Niedersachsen mit einem Anteil von 24 Prozent die flächenstärkste Ackerkultur darstellt, könne man durch den Einsatz von Hacke-Bandspritzungen zur Unkrautbekämpfung den Pflanzenschutzeinsatz um 13 Prozent senken. „Vieles steckt noch in den Kinderschuhen“, so Schaper. „Doch Einsparpotenziale sind da.“
Anbauberater Lüder Cordes nahm den Winterweizen genau unter die Lupe. Hier und da war eine Blattlaus zu finden, und auch Spuren vom Getreidehähnchen waren zu finden. „Wenn der Befall nicht zu hoch ist, kann man das tolerieren“, so Cordes. Auch der Einsatz von Fungiziden, welcher auf beiden Flächen erlaubt ist, wurde besprochen.
Der Ökolandbau praktiziert ohne chemisch-synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel, ist gegenüber zu erwartenden Ertragsschwankungen jedoch auch etwas toleranter.
Anschließend präsentierte Biolandwirt Hartmut Brasch als FINKA-Partner von Jan Wiertzema den Striegeleinsatz im Sommerweizen. Er blickt auf 25 Jahre im Ökolandbau zurück und schwört auf den Striegeleinsatz im Weizen. Dieser sei robust und richte sich nach dem Striegeln gut wieder auf.
Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Das Projekt läuft bis Ende 2025.
Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e. V., das Landvolk Niedersachsen e. V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn (ZFMK) und die Georg-August-Universität Göttingen.