Wie kann man Landwirtschaft im Unterricht integrieren?
Ein Schweinestall ist für manche Schüler allein aus religiösen Gründen ein Tabu. Auf der Lehrerfortbildung wurde nach Lösungen gesucht, wie man das Thema Landwirtschaft – auch mithilfe mobiler Endgeräte – in den Unterricht einbinden kann.
Wietzen (ine). Innerhalb weniger Schritte sieht man im Stall von Birger Sieling den Weg vom Ferkel zum Mastschwein. Denn hier trennen Ferkelaufzucht und Mast nur wenige Meter. Gingen sie erst noch auf Tuchfühlung mit großen Ferkeln, erlebten die Lehrkräfte als nächstes Tiere, die auf sie schon wie große Schweine wirkten.
Der Aha-Moment angesichts der Tier-Größe folgte, als sie die Mastscheine anschauten, die in Kürze den Weg zum Schlachthof antreten: Die Mastschweine waren sehr viel größer, als die Lehrkräfte offenbar erwartet hatten.
Ein Schwein streicheln, mit in die Bucht steigen: Auch dieses Angebot nahmen die Lehrerinnen durchaus wahr. Allesamt waren die Grund- und Oberschullehrerinnen, die an der von Regine Suling-Williges vom Landvolk Mittelweser organisierten Lehrerfortbildung im Oktober teilgenommen haben, sehr von dem Betrieb beeindruckt.
Birger Sieling stellte ihnen seinen Hof und das Konzept dahinter ausführlich vor, zeigte auf, wie Landwirtschaft heute funktioniert und diskutierte offen mit den Lehrkräften. Das kam an: Gemeinsam überlegten schließlich alle, wie sie Hofbesuche und das Thema Landwirtschaft an sich in den Unterricht integrieren können.
Das stößt bei der Vorbereitung durchaus an Grenzen: Denn Schüler, die beispielweise kein Schweinefleisch essen, dürfen auch nicht in einen Schweinestall oder gar auf Tuchfühlung mit den Tieren gehen. „Denn auch das gilt schon als unrein“, berichtete eine Lehrerin von der Oberschule Marklohe.
Dennoch: Ideen, wie auch diese Klippe zu umschiffen ist, gibt es. Zum Beispiel, dass ein Teil der Klasse auf den Acker geht, während der andere sich im Stall tummelt. Die Lehrkräfte testeten selbst eine digitale Hof-Rallye, die durch die Verknüpfung mit einer App auf dem Handy einen Hofbesuch auch für Jugendliche attraktiver macht – und nebenbei noch Wissen vermittelt oder abfragt und damit verfestigt.
Mehr über die Landwirtschaft zu erfahren, einen Dialog zu ermöglichen und zugleich Ideen für die Integration des Themas in den Unterricht zu gewinnen: All das machte die Lehrerfortbildung möglich.