Export von Nutztieren kommt zum Erliegen
Einige dieser Tiere sollten eigentlich exportiert werden.
„Bis vor ein paar Wochen hatte ich noch das Gefühl, dass Corona an uns vorbeigeht“, sagt Patrick Wilkens, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Qualitätstiere (EFQ) Syke-Bassum eG. Jetzt sieht er die Lage etwas anders. Die Corona-Krise habe nicht nur Einfluss auf den Marktpreis genommen, sondern die komplette Kette gerate ins Stocken.
Der Export von Tieren sei ein Beispiel dafür. „Wenn es um Tierwohl, Wirtschaftlichkeit oder Menschenwohl geht, haben wir keine Argumente auf unserer Seite“, sagt Wilkens. Kälber, die nach Frankreich oder Spanien gehen sollten, würden nicht mehr abgefertigt werden. Zudem gebe es aufgrund von Infektionsfällen innerhalb der Belegschaften Einschränkungen bei den Schlachthöfen, die nicht mehr wie gewohnt arbeiten könnten. Und noch dazu Verwerfungen auf dem Markt: Aufgrund der fehlenden Touristen sei zum Beispiel in Spanien ein Überschuss an Fleischprodukten entstanden. „Die vierteln ihren Schinken, schieben den nach China, und die Chinesen sagen uns: ‚Ihr braucht nichts zu liefern.‘“, skizziert Patrick Wilkens ein Beispiel dafür, wie das gewohnte Marktgefüge derzeit ins Wanken gerät. Das merken auch mehrere Milchviehhalter in der Region, die tragende Rinder für den Export vorgesehen haben. Allein bei Achim Kehlbeck in Oerdinghausen sind davon etwa zehn Tiere betroffen. „Vorige Woche ist noch eine nach Ungarn gegangen“, erzählt der Landwirt. Zwei weitere Tiere, die schon vorgemerkt waren, sind im Inland verblieben. Einen Teil Mais, den er sonst an einen Berufskollegen abgegeben hat, behält Achim Kehlbeck nun selbst, um die Tiere zu füttern, die eigentlich schon längst nicht mehr in seinem Stall stehen sollten. Er hofft darauf, sie nach dem Abkalben innerhalb Deutschlands verkaufen zu können. Auch Gerold Bremer aus Emtinghausen hat festgestellt, dass der Export praktisch zum Erliegen gekommen ist. „Die Kommissionen aus dem Ausland können nicht herkommen, um sich die Tiere anzugucken“, sagt der Landwirt. „Die Kälber in den Rindern wachsen aber weiter.“ Er hofft, dass sich die Lage in Kürze entspannt. Denn eigentlich habe er im vergangenen Jahr bereits die Kuhhaltung aufgegeben und wollte nur noch seine letzten Rinder tragend verkaufen. Daraus wird aktuell jedoch nichts. Jetzt muss er sich etwas überlegen: „Denn meine Melkmaschine ist auch schon weg.“ Patrick Wilkens von der EFQ schätzt, dass sich die Marktlage in den nächsten drei Monaten noch nicht normalisieren wird. „Das Ganze müsste so behutsam wie nötig und so schnell wie möglich wieder angeschoben werden“, findet der Händler. „Denn im Handel von Milch und von Rind- und Schweinefleisch kommt überall ein Bruch rein.“