September 2023
Liebe Mitglieder,
meine „Lieblingsbegriffe“, die heute auf viele Wirtschaftsfelder in Deutschland wie Energie, Verkehr und Agrar angewendet werden, sind Wende, Umbau und Transformation. Wahlweise heißt es dann Agrar-Wende, Agrar-Umbau oder Transformation der Nutztierhaltung. Geprägt wurden diese Begriffe von den Grünen und wurden willfährig von der überwiegend links-grünen Presse immer wieder transportiert und dann von CDU, SPD, FDP und Linke übernommen. In jedem Fall beschreiben diese Begriffe etwas von Grund auf Falsches, das unbedingt grundlegend geändert werden muss. Abgesehen von Annalena Baerbocks „360-Grad-Wende“ ist in der Regel eine komplette Änderung der Richtung gemeint. Sie impliziert, dass alles, was bisher gelaufen ist, nicht richtig sei. Diese Auffassung wird meist nicht von rationaler Erkenntnis gespeist, sondern von ideologischen Ideen, getreu dem Grundsatz: „Meine Meinung steht fest, bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen!“ Irgendwie drängt sich mir der Eindruck auf, dass dies besonders ein Problem der Deutschen ist. Da schwärmt man immer von radikalen Änderungen, ist sich sicher, dass nur Deutschland die „Wahrheit“ kennt und rennt dieser dann 20 Jahre hinterher. Irgendwann stellt man fest – meist erst, wenn alles in Trümmern liegt, dass alle anderen Nationen einen vernünftigeren Weg eingeschlagen haben. Ohne jetzt den Niedergang des Industriestandortes Deutschland zu beklagen, reicht es, wenn wir uns im landwirtschaftlichen Bereich umsehen: Nehmen wir die Düngeauflagen in den Roten Gebieten, die man niemandem naturwissenschaftlich erklären kann. Oder die höchste Wolfsdichte der Erde in unserem Land - und da streitet man sich über den „guten Erhaltungszustand“. Auch die Transformation der deutschen Nutztierhaltung ist so ein Punkt. Es wird höchste Zeit, dass wir von anderen Nationen lernen und uns nicht als der moralische Zuchtmeister der Welt aufspielen. Wir müssen uns dafür stark machen, dass man bei all diesen Debatten dem „gesunden Menschenverstand“ wieder eine Chance gibt. Vieles kann immer noch verbessert werden und wir Deutschen sind fleißig und erfindungsreich. Nicht Transformation und Wende sind gefragt, sondern die vernünftige Weiterentwicklung des bisher Erreichten und Dankbarkeit den Vorvätern.
Tobias Göckeritz, Vorsitzender