Meine Meinung - Juni 2024

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Christoph Klomburg
Christoph Klomburg

Liebe Mitglieder,
in letzter Zeit frage ich mich des Öfteren, welche Erwartungen man eigentlich an die Politik hat?
Zum einen möchte man aktuelle Probleme gelöst und vom Tisch bekommen und zum anderen möchte man vor zukünftigen Problemen möglichst weitsichtig bewahrt werden. 
Aber Voraussagen sind bekanntlich schwer zu treffen, gerade wenn es die Zukunft betrifft. Hier können nur Erfahrung und Abwägungen aus der Vergangenheit einbezogen werden und diese sollten dann auch richtungsweisender sein als persönliche Befindlichkeiten von Entscheidungsträgern. Sätze wie „Es wäre doch schön, wenn…“ oder „Man sollte doch…“ beginnen gehören dort nicht hin!
Aber in Deutschland gibt es viele Pessimisten und diese erwarten erstmal per se schon keine guten Nachrichten. Wo kämen wir da auch hin, wenn es neuerdings nur positive Nachrichten aus Berlin gäbe? 
Worauf ich hinaus möchte ist, wenn von Bürgern nur schlechte Nachrichten erwartet werden, warum sollte die Politik diese dann nicht auch genauso liefern? Frei nach dem Motto: „Leih dir Geld nur von Pessimisten, sie erwarten es eh nicht zurück!“ 
Genau das sehe ich als Problem, denn die Erwartungshaltung der Wähler an Politiker und deren Parteien ist mittlerweile dermaßen gering, dass das Wort Politikverdrossenheit schon als nette Umschreibung angesehen werden kann!
Man erwartet schon länger nichts mehr, man nimmt es zur Kenntnis, aber es ist einem schon fast egal geworden! Es werden viele Probleme besprochen, die kaum jemanden betreffen,  auf der anderen Seite aber werden drängende Themen nicht geklärt sondern ausgesessen. Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass die eigene Lebensrealität nicht mehr zur politischen Realität in Berlin gehört.
Das würde ich auch als einen der Hauptgründe für die schlechten Ergebnisse der etablierten Parteien nennen. Fehlendes Vertrauen in Spitzenpolitiker aller Parteien ist ein absolutes Warnsignal und jede Partei sollte sich damit beschäftigen, wie solches Vertrauen zügig zurückgewonnen werden kann. 
Wer 75 Jahre Grundgesetz feiert, sollte auch wissen, dass Misstrauen und Gleichgültigkeit eine schlechte Grundlage für die nächsten 75 Jahre sind!

Christoph Klomburg, Vorsitzender